Freund: Hey, sag mal würdest du mit mir innerhalb von 4 Wochen 28 Stunden Fahrradfahren? Das ist für so eine Challenge von Focus Bikes. Die Beat Your Screentime Challenge genauer gesagt. Ich kann hier so ein Fahrrad von Focus gewinnen, wahrscheinlich klappt es nicht…aber vielleicht ja doch?
Ich: Natürlich mache ich da mit. Das klingt doch nach Spaß.
In etwa so klang das im Sommer 2020. Wir hatten damals noch relativ frisch das Radfahren für uns wiedergefunden und gerade begonnen kleinere Touren in die umliegenden Parks zu machen und uns an das Fahrgefühl zu gewöhnen. Da kam eine „kleine“ Radchallenge doch gerade zur rechten Zeit für uns.
Die Idee hinter „Beat Your Screentime Challenge“ stammt von der Fahrradfirma Focus Bikes. Der Freund ist zu dem Zeitpunkt und früher schon mit Rädern von Focus gefahren und deswegen auf die Challenge aufmerksam geworden. Die Idee dahinter steckt bereits im Name: schlage deine Bildschirmzeit. Ziel ist es also mehr Zeit im Sattel zu verbringen als mit dem Handy/ Computer vor der Nase. Wenn man bedenkt wie viel Zeit wir mittlerweile mit Smartphone und Co. verbringen ist es tatsächlich interessant sich mal etwas genauer damit auseinander zu setzen.
Und so geht das dann: man fährt im Zeitraum von 4 Wochen 28 Stunden Fahrrad und trackt die gefahrene bzw. verbleibende Zeit über die Sport App „Strava“. Zur Teilnahme musste man sich nur die App laden, Account einrichten und sich darüber bei der Focus Challenge nochmal extra über die App anmelden. Die Touren zeichnet man dann bequem damit auf. Klingt in der Theorie erstmal alles einfach…..natürlich war die eigentliche Challenge genau das dann natürlich nicht.
Vor allem als Anfänger bemerkst du ziemlich schnell, dass deine gewohnte Runde eigentlich nur 20 Minuten dauert. Hoppla, da scheinen die 28 Stunden auf einmal doch gar nicht so einfach erreichbar zu sein, zumindest wenn man so fährt wie bisher, eine größere Runde musste also dringend her.
Gesagt getan. Also sind wir einfach mal drauflosgefahren ohne Plan oder den Weg zu kennen und haben dabei ganz neue Wege entdeckt. Wege, die ich in all den Jahren die ich hier wohne noch nie langgegangen oder gefahren bin, geschweige denn wusste das sie überhaupt existieren. Plötzlich fanden wir uns ungeplant auf dem Mauerradweg wieder. Schon öfter hatte ich im Internet mal davon gelesen aber keine Ahnung gehabt wie nah dran dieser tatsächlich ist und das sich hier auch für Radfahrer ein Plätzchen findet, bis dato dachte ich immer es wäre eher für Wanderer ein beliebtes Ziel.
Regelrecht euphorisiert von der Zufallsentdeckung radelten wir nun unsere „Runde zum Feld“, die neben einem schönen und abgelegenen Weg sogar einen kleinen Anstieg (für Berliner Verhältnisse) zu bieten hatte. Stellenweise fand sich auch hier huckeliger Asphalt der ohne Federung gern mal zur Gehirnerschütterung führen kann, aber dennoch entwickelte sich die kleine Ausfahrt zur Stammrunde zum Feierabend. Das kleine zusätzliche Highlight bildete der Ausblick zum Sonnenuntergang am Feld zur einen und der weit entfernte Fernsehturm auf der anderen Seite. Genau diese Kontraste machen das fahren in Berlin immer wieder so überraschend und spannend.
Mit der Gesamtfahrzeit von ca. 40 Minuten hatten wir natürlich dennoch sehr zu kämpfen auf unsere 28 Stunden zu kommen, vor allem, weil uns durch Urlaub von den 4 Wochen eine komplette Woche fehlen würde, aber wir schafften es. Irgendwie hatte die Challenge in uns beiden den Ehrgeiz geweckt und wir waren überzeugt davon es schaffen zu können. Auch wenn es uns viel Disziplin gekostet hat und wir einige Abende sehr gegen den Schweinehund kämpfen mussten, der nach einem langen Arbeitstag lieber auf dem Balkon mit einem guten Buch gechillt hätte. Teilweise fuhren wir bereits vor der Arbeit die erste kleine Runde, nur um irgendwie die Zeit zu füllen und nach der Arbeit dann direkt nochmal.
Andere fahren sicherlich mehrere Stunden am Stück und schaffen die Zeit problemlos. Aber wir sind halt nicht andere und standen noch am Anfang unserer Radreise. Weiter weg habe ich mir damals einfach noch nicht zugetraut. Und so sammelten wir Tag für Tag unsere Stunden und Kilometer und kamen unserem Ziel mit jeder Fahrt ein ganzes Stück näher, bis wir es schließlich geschafft haben und wahnsinnig stolz auf das Erreichte und uns sein konnten. Ich befürchte unsere Screen Time haben wir wahrscheinlich nicht übertroffen, aber wir haben sie zumindest in diesem Zeitraum definitiv verringert.
Das Fahrrad hat dann zwar weder der Freund noch ich gewonnen aber der Weg war ja das Ziel. Die Challenge wurde auch 2021 nochmal wiederholt und natürlich waren wir wieder dabei. Solltest du dich für weitere Fahrradchallenges interessieren schau doch mal in meiner Bikepacking Kategorie vorbei.