Sicheres Radfahren in der Stadt ist Thema für alle, die regelmäßig das Fahrrad benutzen. Sicher von einem Ort zum anderen zu gelangen, ist dabei in deutschen Städten oftmals nicht möglich. Fehlende oder schlechte Radwege spielen dabei, neben vielen anderen Aspekten, eine große Rolle.
Das Wichtigste ist auf jeden Fall, dass dein Fahrrad verkehrstauglich ist und alles daran gut funktioniert und den Sicherheitsstandards entspricht. Nicht immer liegt es in unserer Hand, sicher mit dem Fahrrad anzukommen, aber es gibt auf jeden Fall Dinge, die man tun kann, um Unfällen vorzubeugen. Was du selbst tun kannst, um dieses Unfallrisiko im Stadtverkehr zu vermeiden, verrate ich dir hier im Artikel.
Sichtbar sein
Um Unfälle zu vermeiden, ist es essentiell, auf sich aufmerksam zu machen. Umso sichtbarer du für andere Verkehrsteilnehmer bist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, wahrgenommen zu werden.
Licht
Wir alle kennen das sicherlich aus eigener Erfahrung. Egal ob mit dem Auto, zu Fuß oder auf dem Fahrradweg – man sieht andere Verkehrsteilnehmer manchmal einfach nicht gut – oder erst, wenn man schon in unmittelbarer Nähe zu ihnen ist. Umso wichtiger, dass man auf sich aufmerksam macht. Wie ginge das besser als mit einer geeigneten Beleuchtung. Viele Fahrräder haben bereits vorinstallierte Lichter. Wenn man viel in der Stadt Fahrrad fährt, ist das natürlich optimal. Sollte das nicht der Fall sein, sollte man sich unbedingt selbst informieren oder im Handel beraten lassen, welches Licht für das eigene Fahrrad und die Fahrgewohnheiten geeignet ist.
Ich habe an keinem meiner Fahrräder eingebaute Lichter. Bisher nutze ich für Vorder- und Rücklicht* eine akkubetriebene Variante der Firma Sigma. Beide lassen sich schnell und unkompliziert durch eine Silikonhalterung anbringen. Beim Frontlicht habe ich auch 4 verschiedene Stufen zur Einstellung, die ich je nach Witterungsbedingungen unkompliziert anpassen kann. Auch die lange Akkulaufzeit ist für mich optimal, damit ich es nicht nach jeder Fahrt schon laden muss.
Wer sehr oft fährt und dabei auch viele kurze Strecken zurücklegt, will sicherlich ein Licht am Fahrrad haben, welches man nicht dauernd anbringen und abmachen muss. Da ist sicherlich ein fest integriertes die bessere Wahl. Vorteil ist natürlich auch, dass man es nicht vergessen kann, weil man es immer am Fahrrad hat. Egal, welche Variante für dich die richtige sein sollte, wichtig ist, dass die Leuchten nach StVZO zugelassen sind.
Kleidung und Reflektoren
Für sicheres Radfahren in der Stadt ist nicht nur wichtig, dass dein Fahrrad gesehen wird. Nein, auch du selbst solltest dich sichtbar machen. Insbesondere an grauen Tagen oder in den Wintermonaten, wo es oft dunkel ist, spielt die Kleidungswahl eine große Rolle. Ich selbst merke es immer wieder. Kommen mir Radfahrer in dunkler Kleidung entgegen, sehe ich sie kaum. Radfahrer*innen in heller Kleidung sehe ich schon besser. Am allerbesten erkennbar, schon von weit weg, sind Neonfarben. Egal ob gelb, grün, rosa oder sonstiges. Man sieht sie einfach viel besser. Ist vielleicht nicht immer die 1. Wahl beim Thema Stil, aber sicherer ist es auf jeden Fall.
Wem das von der Farbe zu extrem ist, der kann sich auch eine reflektierende Weste oder einen reflektierenden Gurt* kaufen. Ich selbst trage im Winter eigentlich immer diesen Gurt, weil er für gute Sichtbarkeit sorgt, ohne mich in der Bewegungsfreiheit einzuschränken. Zusätzlich habe ich an meiner Jacke reflektierende Elemente und auch meine Fahrradtasche *, die am Gepäckträger befestigt ist, hat reflektierende Elemente. Hauptsache gesehen werden.
Radinfrastruktur in der Stadt
Jede Stadt hat ihre Besonderheiten und Eigenheiten. Das betrifft auch das Thema Fahrradinfrastruktur. Meine Alltagswege lege ich zwar hauptsächlich in Berlin zurück, denke aber, dass die meisten Dinge auch auf andere Städte übertragbar sind. Deshalb gibt es hier ein paar Tipps für dich, wie du in Bezug auf die vorhandenen Radwege und Straßen sicherer in der Stadt Fahrradfahren kannst.
Umwege für Radwege
Sicheres Radfahren in der Stadt durch geschützte Radwege. Das könnte so schön und so sicher für alle Beteiligten sein. Die Realität sieht in vielen deutschen Städten aber ganz anders aus. Fehlende Radwege oder Radwege, die eigentlich gar nicht befahrbar sind, sind an der Tagesordnung. Obwohl es seit Corona zunehmend mehr Menschen aufs Fahrrad zieht und alle einfach nur wohlbehalten am Ziel ankommen wollen, wird von der Politik viel zu wenig für ein durchgängiges Radnetzwerk getan.
Ich helfe mir deswegen, so gut es geht, selbst und fahre Umwege. Wenn ich die Strecke, die ich fahren muss, kenne und weiß, dass keine oder sehr schlechte Radwege dabei sind, dann umfahre ich diese. Auf Google Maps, Komoot oder sonstigen Apps kann man Wege gut planen und sieht auch, wo Fahrradwege sind. Bestenfalls kennt man sich in der eigenen Stadt sowieso bestens aus und weiß selbst, wo man gut fahren kann. Hierfür nehme ich mittlerweile auch gern ein paar Kilometer Umweg in Kauf, um mich sicherer zu fühlen. Sicherlich nicht immer eine Option. In Berlin gibt es bspw. viele Ecken, wo es gar keine Radwege gibt. Umfahren geht hier dann auch nicht. Es muss natürlich auch im Verhältnis stehen. Für einen Weg von 1 Kilometer würde ich wahrscheinlich auch keine 10 Kilometer Umweg fahren. Aber schau doch beim nächsten Mal, wenn du auf einem kaputten, unbefahrbaren Radweg fährst, ob es nicht eine gute Alternative zu diesem Weg gibt. Die paar Meter extra sind ja auch für die Gesundheit nicht verkehrt.
Abstände und Bordsteine
Fährst du auf Straßen, wo es keinen Radweg gibt, besonders nah am Straßenrand, um Autofahrer nicht zu stören? Dann hör lieber damit auf, da das wirklich gefährlich sein kann. Sicherlich gut gemeint für die anderen Verkehrsteilnehmer, aber im Zweifelsfall schadest du dir damit nur selbst. Es braucht nur einen kleinen Schlenker am Fahrradlenker, um gegen den Bordstein zu kommen, und dann lässt ein Sturz nicht lange auf sich warten. Wenn dann gerade ein Auto neben oder direkt hinter dir ist, dann kann das durchaus böse enden.
Genau so ist es mit engen Straßen ohne Radweg. Jahrelang fuhr ich weit am Rand, damit Autofahrer mich überholen können und um guten Willen zu zeigen. Nicht nur einmal wurde ich dabei gestreift und hatte wirklich Angst, dass es gleich zu einem Unfall kommt. Mittlerweile habe ich mir von anderen Radfahrer*innen abgeschaut, dass ich genau das Gegenteil tun muss, um sicher anzukommen. Ich fahre in engen Straßen in der Mitte. Genauso bei Zebrastreifen. Innerhalb der Stadt darf man nur mit einem Abstand von 1,5 Metern überholt werden. Wenn dieser nicht eingehalten werden kann, dürfen Autofahrer dich sowieso nicht überholen, da es zu gefährlich ist. Da viele sich trotzdem vorbeiquetschen wollen fahre ich auf diesen Wegen nun in der Mitte der Straße und muss keine Angst mehr haben, angefahren zu werden.
Andere Verkehrsteilnehmer
Du selbst kannst zwar einiges tun, um mit dem Fahrrad sicher durch die Stadt zu kommen. Da du aber nicht der oder die einzige bist, der unterwegs ist, solltest du auch die anderen Verkehrsteilnehmer mit in deine Überlegungen einbeziehen.
Abbiegen
Unzählige Unfälle passieren durch Fehler beim Abbiegen. Wie oft ich schon als Radfahrerin geradeaus fahren wollte und Autofahrer mich nicht gesehen haben- ich kann es gar nicht mehr zählen. Wenn ich an der Ampel stehe, versuche ich daher, Blickkontakt zum Fahrer oder der Fahrerin neben mir aufzunehmen. Wie bei der Bekleidung gilt: gesehen werden ist essentiell für die Sicherheit von Radfahrer*innen in der Stadt. Sollte das mit dem Blickkontakt nicht klappen, versuche ich, vorsichtig und langsam zu fahren. So kann ich, sollte mir jemand die Vorfahrt nehmen, noch schnell genug abbremsen und ich riskiere keinen Unfall.
Dooring und vorausschauendes fahren
Du fährst friedlich auf deinem Fahrrad und rollst so vor dich hin. Links oder rechts neben dir sind parkende Autos und schon passiert es. Ein Autofahrer öffnet ohne zu schauen die Tür, du fällst hin. Das ist dooring. Das kann richtig schlimm enden. Besser ist daher, wenn du versuchst, zu parkenden Autos genügend Abstand zu halten. So bist du sicher, auch wenn Leute beim Aussteigen nicht schauen.
Diese Fahrweise würde ich dir auch generell empfehlen. In der Stadt passiert so schnell, so viel. Man kann nicht alles vorhersehen, aber man kann dennoch versuchen, vorausschauend zu fahren. Ich versuche generell, an Stellen, wo Autos parken oder Fußgänger sein könnten, etwas langsamer zu fahren. Dadurch kann ich im Notfall noch abbremsen, ohne über den Lenker zu fliegen. So oft hatte ich den Fall, dass Fußgänger plötzlich zwischen parkenden Autos hervorkommen oder ein Ball auf die Straße rollt und ein Kind hinterher rennt. Aufmerksamkeit und mit Fehlern anderer rechnen verhindert oft einen Unfall.
Wichtigste Tipps im Überblick
- Achte darauf, gutes und funktionierendes Licht am Rad zu haben
- Trage helle und reflektierende Kleidung, nutze Equipment mit reflektierenden Elementen
- Nimm Umwege für sichere Radwege in Kauf und suche alternative Routen
- Halte Abstand zu Bordsteinen und Autos
- Rechne immer mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer
- Halte beim Abbiegen Blickkontakt zu Autofahrer*innen und bremse, wenn nötig, ab
- Halte ausreichend Abstand zu parkenden Autos, um Dooring zu vermeiden
- Fahre achtsam und vorausschauend
Mit diesen Tipps für sicheres Radfahren in der Stadt solltest du hoffentlich jederzeit unfallfrei dein Ziel erreichen. Fängst du gerade (wieder) mit dem Radfahren an und brauchst Inspiration, wie du beginnst? Dafür habe ich ein paar nützliche Tipps für Radanfänger zusammengestellt.
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