Ich bin weder Radprofi, noch radle ich bei Wind und Wetter eisern täglich zur Arbeit. Ich bin auch keines dieser Fahrradmodels, die mit Kleidergröße S, cool mit dem Rad vor wunderschönen Locations weltweit posieren. Oder die Person, die sich aufs nächste Radrennen vorbereitet.
Meine Realität sieht vielmehr so aus: ich radle mit Übergewicht in nicht immer passender Radbekleidung mit meinem Crossrad so schnell ich nur kann und komme trotz aller Bemühungen meist nur mit Mühe und Not auf einen 20er Schnitt, der mir bereits alles abverlangt. Lange Zeit hat mich das sehr beschäftigt, eingeschüchtert und verunsichert (dazu später mal mehr).
Mittlerweile weiß ich das all diese Dinge nicht im geringsten eine Rolle spielen, doch erst ein Blick in die Vergangenheit hat mir das nochmal verdeutlicht und die ein oder andere Erkenntnis bei mir hervorgerufen.
So radelte ich als Kind bereits vor der Einschulung mit meinem geliebten roten Fahrrad mit schwarzen Punkten glücklich durch’s Dorf und habe dabei bereits damals vor allem eines gefühlt: Freiheit.
Auch wenn mein Rad einen Großteil der Zeit für Spiele, die ich aus der Pferdezeitschrift Wendy gekonnt inszeniert hatte, als Ersatzpferd herhalten musste, so war es bereits damals ein unglaubliches Gefühl mit dem Rad endlich ins Oberdorf, vorbei an der gefährlichen Kreuzung, fahren zu dürfen. Das Fahrrad machte auch den Weg zum Spielen mit den Freunden oder die Strecke zum Bäcker am anderen Ende des Dorfes zum Erlebnis und gab mir in den Sommerferien am Abend eines heißen Tages ein unfassbar schönes Gefühl, wenn einem die leichte Brise um die Nase wehte.
Einige Jahre in der Jugendzeit bis zum jungen Erwachsenenalter hatte ich dann gar kein Rad mehr und zugegebenermaßen, nach meinem Umzug nach Berlin auch ziemlich viel Angst im Stadtverkehr zu pedalieren. Hinzu kam stetig die Besorgnis, ich wäre zu schwer für das Fahrrad oder zu unsportlich.
Einige Jahre später kaufte ich mir dann doch nochmal ein neues Bike. Ein gebrauchtes Stadtrad beim Händler im Kiez. Ein klassisches Citybike mit gut 18kg, welches seine besten Jahre zwar hinter sich hatte, aber dennoch Charme versprühte und mir mit seinem kleinen Körbchen vorn am Lenker (quasi ein Muttirad) für kleinere Wege zur Post oder zum Einkauf dienen sollte. Damit begann für mich so ziemlich der langsame Start in das aufleben lassen einer alten Leidenschaft.
Seit dem damaligen Radkauf ist einiges an Zeit verstrichen und so richtig aktiv gefahren bin ich dann mit dem Freund ab Sommer 2019. Damals noch mit den uralten Stadträdern mit denen man kaum vom Fleck kommt und der Trip in den nahegelegenen Park oder zur nächsten freien Tischtennisplatte schon Abenteuer genug war. Spaß machte jede noch so kleine Tour trotzdem.
Da die Lust auf größere Touren bei uns beiden aber stetig gewachsen ist und ich nun schließlich nicht mehr alleine dem Berliner Stadtverkehr trotzen musste, wurde es Zeit für eine etwas modernere Maschine unterm Hintern.
So habe ich 2020, mitten im Lockdown, trotz der Fahrradknappheit, tatsächlich nochmal ein neues Rad ergattern können. Das ist aufgrund der Leichtigkeit des Rades nochmal ein völlig anderes Fahrgefühl. Und damit wurden für uns auch längere Touren möglich. Fortan war mein Rad von Kettler stetiger Begleiter. Besonders dieser Neukauf hat wieder hervorgerufen, was mich bereits als Kind begeistert hat und weshalb wir seitdem jede Möglichkeit nutzen um Radzufahren, und eben dieses Freiheitsgefühl immer wieder zu erleben.
Bravo! So ist es richtig!
Grüße vom radreiseblog
Danke für den Kommentar. Hauptsache ab aufs Rad 🙂