2/2 Bikepacking Trip von Berlin nach Chemnitz Tag 2 und Tag 3
2/2 Bikepacking Trip von Berlin nach Chemnitz Tag 2 und Tag 3

2/2 Bikepacking Trip von Berlin nach Chemnitz Tag 2 und Tag 3


Tag 2

Bikepacking Berlin Chemnitz: Tag 2 unserer Bikepackingreise begann in Lutherstadt Wittenberge. Da wir keine großen Zeltfreunde sind und das Extragepäck ungern mitnehmen möchten, suchen wir uns meistens über Bett+Bike eine Unterkunft. Nach einem kurzen Frühstück mit unserem Gastgeber und anderen Radreisenden machen wir uns bei drückender Hitze vormittags auf den Weg Richtung Leipzig. Knapp 80 km Distanz und 200 Höhenmeter standen auf dem Programm. Morgens fragt ich mich noch, wie ich auch nur 5 km Rad fahren sollte. Ich war kaputt und mir tat alles weh. Hätte mir jemand angeboten, mich hinzufahren oder mir ein E-Bike vor die Nase gestellt – ich hätte sicherlich angenommen.

Die ersten 5–10 Kilometer nach einer langen Tour am Vortag tut mir meistens echt der Hintern weh. Danach groovt es sich ein und ich kann wieder ganz normal fahren. Da die Strecke an Tag 2 etwas kürzer sein sollte, konnten wir auch stressfrei fahren und die ein oder andere Pause mehr einlegen.

Pause mit dem Fahrrad an einem Hof
Kurze Pause an der Gröbener Seekate.

Die ersten 40–50 km liefen ohne große Probleme und wir durchquerten tolle Waldstücke und kamen an unzähligen schönen Seen mit überwiegend richtig guten Radwegen vorbei. Es war von der Strecke zwar ein ganz schönes Auf- und Abfahren, aber die Ausblicke entschädigten für alles. Im Kopf haben wir uns definitiv eine kleine Notiz gemacht und wollen dort in der Gegend gern nochmal mit den Rädern fahren.
Gegen Ende der Tour merkte ich dann recht deutlich wieder die Strapazen des Vortages. Ich hatte Mühe, gegen den Gegenwind anzukämpfen, und fragte mich mal wieder, weshalb wir eigentlich so gut wie nie Rückenwind haben. Das wäre an vielen Tagen eine sehr willkommene Abwechslung. Trotz einiger kleiner Hindernisse (siehe nächstes Bild) kamen wir glücklich in Leipzig an. Nachdem wir den ganzen Tag so gut wie keinem Menschen über den Weg gelaufen bzw. gefahren sind, war die Ankunft in der Stadt ein regelrechter Kulturschock. Viele Leute, viele Autos, die Wärme, die einem vom Asphalt entgegenschlägt, und die Lautstärke der Stadt. Damit waren wir erstmal überfordert und dann sehr happy, als wir unser AirBnB mitten im Zentrum beziehen und erstmal durchatmen konnten.

Fahrrad wird über Baumstamm im Wald gehoben.
Wer sein Fahrrad liebt, der trägt es auch mal über umgefallene Bäume.
Routenübersicht von Lutherstadt Wittenberge nach Leipzig.
An Tag 2 kamen wir auf 86 Kilometer.
 

Tag 3

Tag 3 begannen wir recht übermüdet, da wir aufgrund der Hitze das Fenster offen lassen mussten. Leider rächte sich hier unser eigentlicher Plan, mitten im Zentrum zu schlafen, da es die gesamte Nacht über unerträglich laut war. Da denkt man immer, man hat alles genau durchgeplant und ist bestens vorbereitet, und doch kommt immer etwas, woran man überhaupt nicht gedacht hat, und das macht einem einen Strich durch die Rechnung.

Nachdem wir halbwegs in den Tag gestartet waren, mussten wir uns entscheiden, ob wir mit dem Zug oder dem Fahrrad weiterfahren. Wir hatten abgemacht, bis Leipzig zu fahren und von dort aus spontan zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Nach einigen Abwägungen haben wir uns entschieden, direkt weiterzufahren und am Abend in der Nähe von Chemnitz bei meiner Familie anzukommen. Kilometertechnisch sollte es mit ca. 75 Km der kürzeste Teilabschnitt werden. Mit gut 600 Höhenmetern aber auch der anstrengendste. Insbesondere aufgrund der Anstrengung der Vortage, die man in den Beinen mittlerweile deutlich spürte.

Fahrrad wird Treppe hoch geschoben.
Manchmal muss man auch schieben.

Die ersten Kilometer vergingen und wir radelten Kilometer um Kilometer runter. Doch richtig fit war ich nicht mehr. Jeder noch so kleine Anstieg zeigte mir, wie unfit ich zu dem Zeitpunkt war. Ich hatte einfach keine Kraft mehr in den Beinen, um die Anstiege hochzustrampeln. Teilweise musste ich absteigen und das Fahrrad schieben -auch an kleinen Anstiegen, die ich unter normalen Bedingungen ohne Anstrengung einfach hochfahren würde.
Auch das Schieben war leider kein Hochgenuss. Das Fahrrad war durch das Gewicht der Taschen sehr schwer und auch zu Fuß taten die kleinen Berge dann weh. Als kleines Schmankerl oben drauf krachte unermüdlich die Sonne mit gut 29 Grad vom Himmel. Ich habe keine Ahnung, wie oft wir auf dieser Tour die Flaschen auffüllen mussten, aber gegen Ende hin war leider kein Laden/kein Kiosk in Sicht und die letzten Wasserreserven mussten wir schon sehr gut rationieren. Alles nicht ganz optimal, wodurch die Laune zwischenzeitlich ganz schön im Keller war.

Irgendwie schafften wir es dann langsam Richtung Ziel. Schließlich fuhren wir sogar einen kleinen Umweg über 2 Dörfer. Vorbei am Haus meines Vaters, wo ich aufgewachsen war, und durch das Dorf, in dem meine ältere Schwester wohnt. Völlig fertig mental und körperlich kamen wir dann an und freuten uns auf eine Dusche und natürlich ordentlich viele Getränke, um die leeren Reserven des Körpers wieder aufzufüllen.

Rückblickend bin ich wahnsinnig stolz auf unsere Tour. Trotz des Wetters und dass wir so wenig Übung hatten, haben wir es geschafft. Auch wenn es teilweise wirklich eine extreme Anstrengung war. Nicht nur physisch, aber auch psychisch. Ich bin an dieser Tour absolut gewachsen und habe unfassbar viele Erfahrungen sammeln können. Und obwohl es gut war, wie es ist, würde ich heute vielleicht eher einen Tag Pause in Leipzig einbauen und dann erst weiterfahren. Wenn man merkt, dass man so erschöpft ist und die Regenerationszeit viel zu kurz ist, dann ist es keine Schande, sich selbst die Zeit zu geben, einen Tag im Hotel zu liegen oder nur ein wenig spazieren zu gehen und dann einen Tag später als geplant etwas erholter weiterzufahren.

Lust auf mehr Bikepacking Berichte? Hier gehts zu Tag 1 vom Bikepacking Berlin nach Chemnitz. Den Bericht zum Berlin-Usedom Radweg findest du hier.

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